Das Modellprojekt „Pflegenachbarn“ ist in Melle-Wellingholzhausen erfolgreich gestartet.
Durch bessere Arbeitsstrukturen die ambulante Pflege für Pflegekräfte attraktiver und zugleich zukunftsfähig machen: Das ist das Ziel des Projektes “Pflegenachbarn”. Als Modell-Partner ist der Caritas-Pflegedienst Melle am Standort Wellingholzhausen mit dabei. Nach dem Start vor wenigen Wochen sind vor Ort inzwischen neue, kompakte Strukturen entstanden. “Diese Veränderungen sind für uns alle sehr spannend”, sagt Verena Niermann, Teamsprecherin eines neuen 8‑köpfigen Pflegeteams in Wellingholzhausen, im Rahmen einer Informationsveranstaltung im St. Konradheim in Melle-Wellingholzhausen. Die Teams organisieren sich beispielsweise bei den Dienst‑, Touren‑, Urlaubs- und Vertretungsplänen inzwischen selbstständig. “Für ein Fazit ist es selbstverständlich noch zu früh, aber wir freuen uns auf das, was auf uns zukommt”.
Der Leiter der Projektes Martin Schnellhammer ist sich sicher, dass eine Stärkung der Eigenverantwortung in kompakten Teams ein Schlüssel zu besseren Arbeitsbedingungen ist: “Bundesweit liegt der Krankenstand im Bereich der Pflege aufgrund der hohen Anforderungen weit über dem allgemeinen Durchschnitt.” Nicht zuletzt Erfahrungen aus der Industrie und wissenschaftliche Studien der Resilienzforschung hätten gezeigt, wie smarte Organisationsstrukturen zu mehr Zufriedenheit und einem geringeren Krankenstand beitragen können.
“Ich danke der Caritas, dass sie sich mit diesem Modellprojekt für bessere Arbeitsbedingungen in der Pflege einsetzt.”, sagt der Regionalgeschäftsführer der Barmer, Klaus Pohl, “Im Rahmen unserer Möglichkeiten unterstützen wir das sehr gerne”.
Verankert im Quarier
“Es braucht nicht nur ein Dorf, um ein Kind zu groß zu ziehen, sondern auch ein ganzes Dorf, um ein Altern in Würde zu ermöglichen.” Mit diesen Worten stellte Caritas-Landessekretär Thomas Uhlen ein weiteres Kernanliegen des Modellprojektes “Pflegenachbarn” vor: Die Pflegeteams sollen vor Ort in “ihrem” Quartier verankert sein und dort die vorhandenen Ressourcen kennen und nutzen.
Ein Ansatz, den auch die Freiwilligenkoordinatorin der Stadt Melle, Katja Rauer, besonders gut gefällt: “Quartiersarbeit und eine zivilgesellschaftliche Einbindung halte ich für sehr wichtig und Wellingholzhausen ist in dieser Hinsicht ein sehr gut funktionierender Stadtteil”.
Ein gutes Beispiel für eine bestehende Kooperation stellen hier die “Türöffner” dar, die durch Susanne Unnerstall vertreten waren. Die ehrenamtliche Besuchsinitiative tausche sich regelmäßig mit dem Team des Pflegedienstes aus: “Die Pflegekräfte können auf der Basis ihres Vertrauensverhältnisses für uns quasi die Tür zu den Menschen öffnen, die unsere Unterstützung benötigen.”
Das innovative Konzept “Pflegenachbarn” wurde vom Living Lab — Wohnen und Pflege, einem Kompetenzzentrum der Science to Business GmbH — Hochschule Osnabrück, entwickelt. Neben Melle-Wellingholzhausen wird das Modellprojekt an drei weiteren Standorten in Braunschweig, Wolfsburg und der Gemeinde Twist im Emsland erprobt. Das niedersächsische Sozialministerium fördert das zweijährige Projekt mit rund 300.000 Euro.